Die Bürgernetz-Idee überschreitet die deutsche Grenze!
Neu, der Reisebericht

In der russischen Republik Tschuwaschien entsteht
das erste Bürgernetz außerhalb Deutschlands.

Unterstützt wurde diese Entwicklung durch die Deutsche Telekom AG

Wie kam der Kontakt zustande?

Im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung des Goethe-Instituts (Deutsch als Fremdsprache und Internet) kamen im August 1997 Deutschlehrer aus aller Herren Länder in München zusammen.

Bereits im Vorfeld entstand im Zuge des Aufbaus von Schulpartnerschaften über das Internet ein Kontakt zwischen dem stellv. Vorsitzenden des Bürgernetzverbandes, Herrn Gebauer, und einem Teilnehmer dieses Seminars, Herrn Christopher Junghans aus dem US-Bundesstaat Montana. Auf Anregung von Herrn Junghans berichtete Herr Gebauer den Seminarteilnehmern von "Bayern Online", "Schulen ans Netz" und natürlich von den Bürgernetzen.

Unter den Zuhörern befand sich auch Frau Nadja Platonova aus der autonomen russischen Republik Tschuwaschien. Sie zeigte sofort reges Interesse an der Materie und meldete sich unmittelbar nach Ihrer Heimkehr per Mail bei Herrn Gebauer, um detailiertere Informationen über die Bürgernetze zu erhalten. Diese Informationen wurden ihr selbstverständlich zur Verfügung gestellt.

Es folgte ein reger Mailaustausch, in dessen Verlauf Frau Platonova auf die Veranstaltung "Schulen ans Netz über die Bürgernetze" aufmerksam wurde, die am 10.1.1998 im Gymnasium Dorfen stattfand. Herr Gebauer bat sie, in diesem Rahmen doch über ihre Erfahrungen mit internationalen Schulprojekten und -wettbewerben zu berichten.

Während ihres zweiwöchigen Aufenthalts im Januar 1998 lernte Frau Platonova das Bürgernetz-Leben so richtig kennen, wobei sie die Projektarbeit mit den Schulen, die Schulungen in den Vereinen und die ungezwungenen Bürgertreffen am meisten faszinierten. In diesen Tagen reifte ihr Entschluß, ein Bürgernetz in Tschuwaschien zu initialisieren. Daraufhin stellte Herr Gebauer sie dem Vorsitzenden des Bürgernetzverbandes, Herrn Staatssekretär Rudolf Klinger, vor. Nach einem halbstündigen Gespräch erbat Frau Platonova von Herrn Klinger organisatorische Unterstützung bei ihrem Vorhaben, was ihr gerne gewährt wurde.

Wenige Wochen später wurde Frau Platonova von einer namhaften bayerischen Automobilfirma nach München eingeladen. Sie hatte in einem von dieser Firma veranstalteten Preisausschreiben zum Thema "multikulturelles Lernen" mit einem Internet-Projekt, das sie gemeinsam mit einer Partnerschule in Leverkusen abgewickelt hatte, den 2. Preis gewonnen. Natürlich traf sie sich bei dieser Gelegenheit wiederum mit Bürgernetzlern, und man sprach über die weitere Vorgehensweise in Tschuwaschien. Ein Aktionsplan wurde erarbeitet, der noch in im Jahr 1998 die Installation der technischen Komponenten durch eine Delegation aus Deutschland und unmittelbar danach die Eröffnung des Bürgernetzes vorsah.

Die Kernpunkte des Konzepts sahen (und sehen) aus wie folgt:

Frau Platonova und ihr Mann, den sie in der Folge ebenfalls für ihre Idee gewinnen konnte, gingen unverzüglich ans Werk. Genehmigungen zur Einrichtung der Rechner und Zugangsmöglichkeiten zum Internet wurden beschafft, die groben Punkte des Aktionsplans wurden detailliert mit einem Zeitplan ausgearbeitet.

Dieser Plan sieht nun folgendes vor:

Die Entwicklung ist nun soweit fortgeschritten, daß die Rechner installiert wurden und die offizielle Eröffnung des Bürgernetzes im Probebetrieb am 5.6.98 erfolgte.

Ein besonderer Dank gilt dabei der Deutschen Telekom AG, von der die Rechner für diese Aktion gespendet wurden.

Welche Rahmenbedingungen herrschen in Tschuwaschien?

Es gibt drei Internet-Provider, die Universität des Landes (in Tscheboksary) wurde im Mai ans Internet angeschlossen. Interessant ist ferner, daß Staatsregierung und Wirtschaft in Tschuwaschien durch eine amerikanische Gesellschaft (Peace Corporation) bezüglich des Aufbaus von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen beraten werden.

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

Am 26.6./27.6. wird das Bürgernetz Tschuwaschien im Rahmen des Bayern Online-Kongresses im Forum der Technik im Deutschen Museum in München vorgestellt. In Tschuwaschien hat sich eine Interessentengruppe gebildet, die nunmehr die Detailkonzeption vorantreibt. Ein "Letter of Intend" zwischen dem Bürgernetzverband und dem Tschuwaschischen Bildungsministerium ist unterschriftsreif, beabsichtigt ist eine enge Zusammenarbeit bei der Einführung von neuen Medien in den Schulunterricht nach dem Muster der Kooperation von Bürgernetzen und Schulen in Bayern. Über die Schulen sollen gleichzeitig Zugangsmöglichkeiten der Bevölkerung realisiert werden.

Über das Bürgernetz Tschuwaschien sollen ferner Kooperationen zwischen Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen aufgebaut werden. Interessenten an einer derartigen Kooperation können sich bei Bertram Gebauer informieren.