Online Bürgernetz Magazin vom 19. 01. 1998 Online Bürgernetz Magazin

  19. 01. 1998  
 Ausgabe 28


 Netscape entläßt 400 Mitarbeiter 

(fg) Nachdem Netscape Communications 1997 zum ersten Mal in der Firmengeschichte einen Verlust ausweisen mußte, werden jetzt in Form eines radikalen Restrukturierungsprogramms die Konsequenzen gezogen:

Letzte Woche haben die Entlassungen von insgesamt 400 Mitarbeitern begonnen, das sind 12,5% der gesamten Netscape-Belegschaft. Bisher beschäftigte Netscape 2.600 fest angestellte und 600 freie Mitarbeiter.

Gleichzeitig baut auch der Festplattenhersteller Seagate massiv Stellen ab (bis zu 10.000, heißt es). Die Restrukturierungen sind Reaktionen auf die Bekanntgabe des Jahresgewinns 1997. Davon ist jedoch nicht die ganze Branche betroffen: Andere Firmen wie z.B. Sun Microsystems konnten ihren Gewinn im vergangenen Jahr deutlich steigern.


 EDV- Firmen entdecken Set- Tops 

(fg) Die großen amerikanischen EDV-Firmen haben die Set-Top-Boxen, denen als "Internet-Fernseher" eine große Zukunft vorausgesagt wird, für sich entdeckt: Der amerikanische Kabelriese will 11 Millionen sind davon alleine in den USA in den nächsten vier Jahren installieren.

SUN Microsystems und Microsoft versuchen, ihre Produkte als Standardsoftware und Betriebssystem der Set-Top-Boxen zu etablieren. SUN will mit PersonalJava alle Set-top-Boxen zu kleinen JavaStations machen, auf denen Java-Programme wie auf normalen PCs ablaufen können sollen. Microsoft setzt WindowsCE als Betriebssystem dagegen, mit dem es auch bei den Handheld-Computern erfolgreich ist.

Durch Verträge mit TCI wollen die zwei Konkurrenten ihr System zum Standard machen. Nachdem SUN Microsystems auf der Las Vegas Consumer Electronics Show einen Vertragsabschluß mit TCI bekanntgegeben hatte, trat Microsoft 24 Stunden später mit ebenfalls einem Vertragsabschluß mit TCI an die Öffentlichkeit.

TCI wird mindestens 5 Millionen der geplanten 11 Millionen Boxen mit WindowsCE ausliefern. Wieviele Systeme PersonalJava als Betriebssystem bekommen sollen, wurde noch nicht vereinbart. PersonalJava benötigt dabei offensichtlich mehr Systemressourcen, denn es soll nur auf Maschinen mit mehr als 8 MegaByte Arbeitsspeicher installiert werden.

Durch die Portierung auf Set-top-Plattformen stehen die beiden Firmen vor großen Herausforderungen: Die Betriebssysteme müssen mit sehr wenig Systemressourcen zurechtkommen, möglichst viele Programme ausführen können und recht flexibel sein, was die Austattung mit Hardware, Netzanbindung (Dial-Up, Fernseh-Rückkanal...), Bedienung und Interface angeht.

Microsoft will es in der Set-top-Version von Windows CE beispielweise erlauben, verschiedene Systemkomponenten wahlweise zu aktivieren oder nicht zu laden.

Da sich auf dem Markt für Betriebssysteme von Set-top-Boxen schon andere etabliert haben (z.B. WebTV), wird weder von PersonalJava noch von WindowsCE erwartet, daß sie sich schnell als einziges Standardbetriebssystem für Set-top-Boxen durchsetzen werden.


 electronic commerce kommt in Schwung 

(fg) Der Handel über das Internet gewinnt an Schwung: Dieses Jahr sollen online 4.800.000.000 US-Dollar (acht bis neun Milliarden Mark) umgesetzt werden, nachdem 1997 über zwei Milliarden US-Dollar Umsatz im Netz gemacht wurden, davon knapp eine Milliarde alleine in den letzten drei Monaten.

Bis jetzt sind vor allem Hard- und Softwarefirmen online groß im Geschäft: Dell Computer Corp., ein Hardwarehersteller, hält mit durchschnittlich drei Millionen US-Dollar Umsatz pro Tag den Rekord. Gut gehen auch CDs und Reisen über das Internet: Die Internet- Surfer buchen bei den drei Anbietern Travelocity, Preview Travel und Microsoft Expedian wöchentlich Reisen für zwei Millionen US-Dollar (im Durchschnitt).

Grund für das steigende Geschäft ist zum einen die nach wie vor stark zunehmende Zahl der Teilnehmer am Internet. Zum anderen wird das Einkaufen über das Nezu zunehmend einfacherer und langsam auch sicherer:

Bereits seit November 1997 bieten Yahoo! und Excite einen Suchservice an, mit dem nach online kaufbaren Produkten gesucht werden kann ("Wer bietet alles die neue CD von den SpiceGirls an?").

Mit SET ("secure electronic transaction") versuchen Visa und MasterCard einen sicheren Standard für die Übermittlung von Kreditkarteninformationen über das Netz zu etablieren. Diese Technologie wird bereits von Microsoft in Form der "Microsoft Wallet" unterstützt, die Teil des Internet Explorers 4.0 ist. Die Kreditkartenfirmen wollen SET nun mit einer Werbekampagne zum Durchbruch verhelfen und entwickeln schon an einer Nachfolgeversion SET 2.0.

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