Online Bürgernetz Magazin vom 20. 10. 1997 Online Bürgernetz Magazin

  20. 10. 1997  
 Ausgabe 15


 Rechtsstreit Microsoft - SUN Microsystems; "Java Wars" 

(fg) SUN Microsystems, Schöpfer und Eigentümer von Java, hat Microsoft auf Nichterfüllung der aus dem Java-Lizenzvertrag resultierenden Pflichten verklagt. Hinter dieser knappen Mitteilung verbirgt sich einer der ganz großen Machtkämpfe innerhalb der Softwareindustrie.

In einem Rundschreiben vom 19. Oktober spielt Microsoft die Angelegenheit herunter: "[...] The dispute centers on some terms and conditions of a contract and whether we can continue to use some Java marketing logos. [...]".

In Wirklichkeit geht es beiden Firmen jedoch um viel mehr als die Verwendung des Java-Logos (das mit der Kaffetasse). Microsoft dringt mit Windows NT stark in den Unix-Sektor, und dabei vor allem SUN's Marktsegment vor. Einige Zeitschriften (z.B. die ComuterWoche) wollen bereits den Tod von Unix als Betriebssystem voraussehen. Sun versucht nun, das Erfolgsprodukt Java von einer Programmiersprache zu einem Betriebssystem aufzurüsten - Java OS.

Das klingt aufs erste seltsam, jedoch funktioniert die Plattformunabhängigkeit vom Java, indem Bytecode für einen fiktiven Prozessor und ein fiktives Betriebssystem erzeugt wird. Diese werden dann auf dem Computer, auf dem das Java-Programm laufen soll, von der Virtuellen Maschine emuliert. Sun baut nun mit Java 1.1 und dem angekündigten Java 1.2 diese Virtuelle Maschine stark aus, so daß das emulierte Betriebssystem immer mächtiger wird. Durch das Emulieren laufen die Java-Programme recht langsam ab. Nun bietet Sun in Form von Java Stations, Java Chips und JavaOS den emulierten Prozessor und das Betriebssystem in nativer Form an - natürlich laufen Java-Programme hier um Einiges schneller, sind aber durch die Emulatoren auf den anderen Systemen weiterhin portabel.

Hier will Microsoft nicht mehr mitmachen, wird Sun doch auf diesem Weg zu einem gefährlichen Konkurrenten auf dem Betriebssystemmarkt. Statt im Internet Explorer 4.0 die (Java-proprietäre, aber systemunabhängige) Aufrufkonvention RMI ("Remote Method Invocation") und das JNI ("Java Native Interface") zum Einbinden systemabhängiger Programmteile zu unterstützen, setzt Microsoft nun ein Paket eigener Konventionen (Raw Native Interface, RNI, J/Direct zum Zugriff auf Windows-Funktionen, DCOM, Component Object Model), dagegen, die teilweise Windows-proprietär, aber alle sprachunabhängig sind.

Daß RMI und JNI im Internet Explorer 4.0 nicht unterstützt werden, nimmt SUN zum Anlaß, Microsoft wegen Nichterfüllung der aus dem Java-Lizenzvertrag (Microsoft hat Java bei Sun lizensiert) resultierenden Pflichten zu verklagen. Microsoft spekuliert dabei offensichlich auf eine Trenung von der Sprache Java und dem Betriebssystem Java ("Es darf ja auch jede Firma C++ Compiler bauen").

Das erscheint erfolgsversprechend, denn SUN wollte kürzlich die Sprache Java standardisieren lassen, dabei aber selbst "Hüter" des Standards bleiben. Sun wäre damit die erste kommerzielle Organisation gewesen, die in den Rang einer Standardisierungsstelle gehoben worde wäre. Bei der ISO (in der u.a. auch Microsoft, Intel und Verbündete eine Stimme haben) ist SUN damit auf's Erste jedoch abgeblitzt.

Die Browser Wars verschwinden geradezu neben den entstehenden Java Wars: Hier geht es ziemlich unmittelbar um ganz andere Summen, denn Java könnte der Schlüssel für SUN sein, um die Dominanz von Microsoft im Betriebssystemmarkt aufzubrechen. Netscape hat derweil von SUN die Java- Quelltexte für SUN's in Java geschriebenen Browser HotJava lizensiert und will alle folgenden Versionen des Communicator nur noch in Java schreiben.


 Streaming Audio mit dem Bürgernetz 

(fg) Erinnern Sie sich noch an die Diskussion, ob Rundfunkgebühren von PC-Anwendern erhoben werden sollten (siehe den entsprechenden Artikel im Online Bürgernetz Magazin)?

Wie stellen Sie es nun an, wirklich Live Radio mit Ihrem PC über das Internet zu hören?

Alles was Sie brauchen, ist ein PC mit Internetanschluß und Soundkarte. Sie müssen sich dazu eine Abspielsoftware herunterladen. Es gibt verschiedene konkurrierende Übertragungssysteme: RealAudio, Microsoft NetShow, Xing Streamworks und TrueSpeech. Wichtig sind vor allem RealAudio und NetShow. RealAudio ist am verbreitetsten und für die meisten Betriebssysteme (Windows95/NT, Windows 3.1, Macintosh, IRIX und andere Unix-Derivate) verfügbar, deswegen konzentrieren wir uns hier auf dieses Programm.

Um das Abspielprogramm herunterzuladen, springen Sie zum Server der Firma Real Networks (Link am Ende des Artikels) und laden das Installationsprogramm herunter (gut ein MegaByte). Je nachdem welchen Browser Sie verwenden, wird RealAudio als ActiveX-Control oder Plugin installiert.

Sobald Sie die Installation des "RealPlayers" beendet haben, kann es mit dem Hörgenuß losgehen (normalerweise wird der Proxy des IIV automatisch aus der Browser-Konfiguration übernommen). Sie öffen in Ihrem Browser die Seite eines Anbieters von Live Audio, zum Beispiel des Bayerischen Rundfunks (in unserem Beispiel oben rechts). Sie klicken dort auf einen Link auf eine Datei mit der Endung "*.ram", "*.ra" oder "*.rm", und der RealPlayer öffnet sich (am Ende des Artikels finden Sie einige Internetadressen, an denen Sie mit der akustischen Erforschung des Netzes beginnen können).

Die Übertragung von Live Audio funktioniert teilweise bereits mit einem 14.400bps-Modem ganz gut. Oft ist jedoch - z.B. zwischen 21 und 23 Uhr - die Leitung vom IIV in's Internet so verstopft, daß kein vernüftiger Empfang möglich ist. Manchmal hilft es dann, in den Einstellungen des RealPlayers eine geringere Modemgeschwindigkeit anzugeben, z.B. 14.400bps, wenn Sie ein 28.800bps-Modem haben. Wenn die Übertragung auch dann noch immer wieder abbricht und neu startet, versuchen Sie es zu einer Zeit, in der das Bürgernetz nicht so stark belastet ist.

Förderverein Bürgernetz Obertaufkirchen: Online Bürgernetz Magazin