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(fg) Netscape bricht mit seiner bisherigen Lizensierungspraxis: Unternehmen oder Organisationen, die sich bei Netscape als Retailer registrieren lassen und detaillierte Angaben über Art und Umfang der Weiterverteilung der Software machen, dürfen leicht modifizierte Standard-Versionen des Communicators kostenlos verteilen.
Endbenutzer dürfen kostenlose Versionen von diesen Weiterverteilern beziehen (Netscape leistet dann z.B. auch keinen Support, sondern der Weiterverteiler). Wer mehr als fünf Kopien des Communicator weitergeben will, muß sich registrieren lassen (Die Registration bei Netscape ist aber kostenlos, es werden nur die o.g. Daten abgefragt).
Mit dieser Aktion "Netscape Everywhere - Unlimited Distribution Program" soll der ständigen Verlust an Marktanteilen gestoppt werden. Die Professional Edition des Communicators ist nun für 29,- US-Dollar erhältlich, nachdem die Software bisher in Deutschland für 150 DM zu kaufen war.
Netscape will aber mehr: Der Quelltext der nächsten Version des Communicators, der vollständig in Java geschrieben wird, soll ebenfalls freigegeben werden. Entwickler, die Interesse am Quelltext haben, können sich bereits jetzt bei Netscape registrieren lassen, die ersten Quelltexte der entstehenden Version sind Ende März zu erwarten. Netscape will von den Verbesserungen durch Freiwillige die besten Neuerungen in das kommerzielle Produkt ("supported Release") übernehmen.
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(fg) Das Component Object Model (COM), Microsofts Windows-Objektmodell, zu dem u.a. ActiveX gehört, wird am Mitte des Jahres auch von Unix-Systemen und von Orbix-Orbs für Netzwerkanwendungen unterstützt. COM-Anwendungen sind damit nicht mehr nur unter Windows ausführbar.
IONA Technologies Inc. hat COM von Microsoft lizensiert und wird bereits in diesem Monat eine erste Beta-Version Ihrer COM-CORBA-Lösung für die Betriebssysteme WindowsNT, Sun Solaris und HP Unix zur Verfügung stellen.
Auch der Unix-Hersteller Silicon Graphics Inc. (SGI) hat COM lizensiert. Die nächste Version des Betriebssystems IRIX soll den integrierten gleichzeitigen und transparenten Einsatz von COM-Komponenten, die unter Windows oder IRIX laufen, ermöglichen. Die IRIX-Version mit dieser COM-Unterstützung soll Mitte dieses Jahres erscheinen.
Microsoft will COM als Standardplattform für die in Unternehmen häufig anzutreffende inhomogene Systemstruktur etablieren; für die Programmierung soll es damit überflüssig werden, Programmcode für verschiedene Plattformen neu zu schreiben. Microsoft baut dazu eine eigene Programmiergruppe und Support-Abteilung für COM unter Unix auf.
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(fg) Während Netscape offiziell immer noch angibt "circa 70%" Marktanteil im Browser-Markt zu halten, zeigen aktuelle Statistiken, daß der Microsoft Internet Explorer die 40% überschritten hat (41%) und Netscape deutlich unter 60% rangiert. Mit dem radikalen Bruch mit der bisherigen Lizensierungspraxis für seine Webbrowser-Suite will Netscape den Fall unter die 50% verhindern.
Woher der Wind weht, zeigt schon die Formulierung in den "Terms and Conditions", denen man zustimmen muß, um den Communicator kostenlos weitergeben zu dürfen: "[...] this Agreement shall remain in effect only until such time as Microsoft Corporation ceases to distribute free of charge products with features comparable to the Netscape client products." Sollte Microsoft den Browser-War beenden (und Netscape dann noch existieren), so darf ab 90 Tagen danach auch kein Netscape-Produkt mehr kostenlos abgegeben werden.
Die Entscheidung kommt am Ende einer Reihe beeindruckender Mißerfolge:
Vor der nächsten Version des Communicators, deren Quelltext freigegeben werden soll, steht meiner Meinung nach ein großes Fragezeichen: Der neue Communicator soll komplett in Java geschrieben sein. Neben einem erheblichen Portierungsaufwand bedeutet dies eine extrem schlechte Performance. Schon SUNs Vorgänger-Browser HotJava, auf dem der Communicator 5.0 aufbaut, war fürchterlich langsam (ich hab's selbst ausprobiert).
Wie soll Netscape 5.0 auf Windows 3.1-Plattformen so laufen, wenn es Java schon schafft, einen vollausgewachsenen Pentium auf XT-Geschwindigkeit herunterzubremsen? (Und ich dachte bisher immer, die Entdeckung der Langsamkeit, das sei Windows95 auf einem 486er...).
Gerade Netscapes Java-VM ist recht langsam. Auch eine Lizensierung der Java-VM von SUN Microsystems würde keinen überwältigenden Leistungsschub bringen. Bedenkt man, daß Drucken aus allen Java-Versionen bisher nur mit fix 72dpi funktioniert ("known issue"), und die Java-VMs auf allen Betriebssystemen gerne abstürzen, weil sie bei der garbage collection "über ihre eigenen Füße fallen", dann ist Netscape mit seinen Java-Plänen ganz schön mutig.
Was bezweckt Netscape dann mit der Freigabe der Quelltexte der neuen Version?
Könnte es nicht die Hoffnung auf einen "Linux-Effekt" sein? Vielleicht
sitzen ja bald idealistische Freaks daheim mit dem Java-Compiler am Netscape-
Code, wer weiß?
(Wenn sie nicht doch lieber bei Lynx bleiben, anstatt um Gottes Lohn zu Gunsten
einer Firma zu arbeiten, die mit "supported Releases" aus ihrer Arbeit Gewinn
zieht...)
Eine Diskussion dieses Themas ist erwünscht: Was bezweckt Netscape mit der Freigabe des Codes? Wie kann die Firma ein Trendwende einläuten, oder heißt es bald wirklich </NETSCAPE>? Schreiben Sie uns Ihre Meinung!
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