Online Bürgernetz Magazin vom 16. 02. 1998 Online Bürgernetz Magazin

  16. 02. 1998  
 Ausgabe 32


 Förderverein kündigt zweiten Aktionsmonat an 

(bh, fg) Am 28. Februar beginnt der zweite Aktionsmonat des Fördervereins Bürgernetz Obertaufkirchen. Im Zentrum dieses Monats liegen zwei Wiederholungen unserer ganztägigen Blockveranstaltung "Publizieren im Internet". Sie werden am 7. und 21. März in unserem Schulungsraum in Obertaufkirchen abgehalten und dauern jeweils von 9 bis 17 Uhr.
Mitglieder des FBO können kostenlos an diesen beiden Kursen teilnehmen, Nichtmitglieder zahlen eine Unkostenpauschale von 45,- DM. Für den ersten Kurs liegen bereits 8 Anmeldungen vor.

Daneben wird es einen Powerpoint-Kurs für Anfänger geben. Dieser Kurs, der am 28.Februar stattfindet, bündelt ebenfalls zwei Kursabende und dauert vier Stunden. Er hat das Ziel, die Teilnehmer für den Arbeitskreis Electronic Commerce mit der Fähigkeit zu versehen, Folien vorbereiten zu können.

Einzige Abendveranstaltung wird eine Einführung in Linux sein. Am 12.März werden die Zuhörer einen ersten Einblick in die Möglichkeiten von Linux gewinnen. Dieser Kurs ist auch für Nichtmitglieder offen.

Im April werden wir dann Blockveranstaltungen zu topaktuellen Internet-Technologien anbieten. Am 4. April findet ein StyleSheets- Kurs statt, in dem die Teilnehmer die Verwendung von Cascading Style Sheets (Version 1.0, 1.0 extensions und 2.0) und site design mit CSS lernen.

Am 18. April behandelt ein Blockkurs die interaktive Gestaltung von Web-Seiten mit Hilfe von JavaScript: Das Spektrum reicht dabei von Scripting-Grundlagen über praxisrelevante häufige Anwendungen bis hin zu Dynamic HTML (Netscape und Microsoft) und DHTML Scriptlets.

Daneben überlegen wir zur Zeit, ob im März oder April auch noch eine erste Veranstaltungen für totale Computerlaien stattfinden soll. Sie könnten dabei die ersten Schritte auf Windows95 lernen.


 Siemens entwickelt WindowsCE- gesteuerte Endgeräte 

(fg) Siemens hat WindowsCE für seine zukünftigen elektronischen Engeräte der nächsten Generation lizensiert. In Zukunft werden z.B. "intelligente Telefone" ein Windows-Betriebssystem haben und mit anderen Windows-PCs kommunizieren können.

Der Vertragsabschluß mit Siemens bedeutet für Microsoft einen Durchbruch in seiner Strategie, WindowsCE als Standardbetriebssystem für alle elektronischen Endgeräte zu etablieren, die keine Computer sind. Wie bereits berichtet, wird es WindowsCE auch für Set-Top-Boxen und Internet-Fernseher geben.
Darüberhinaus arbeitet Microsoft international zusammen mit mehreren Automobilherstellern (darunter VW) am "Auto PC"; das wird ein WindowsCE- Rechner im Auto sein, der neben einem Navigationssystem über komplette Spracheingabe und -ausgabe und ein Farb-LCD-Display verfügt und neben WindowsCE-Anwendungen auch Internet-Dienste wie das Lesen von Mails und WWW- Seiten auf Sprachkommando hin (inklusive Vorlesen der Seiten und Mails) anbieten soll.

Wann Siemens das erste Telefon oder die erste Waschmaschine (oder was auch immer) mit WindowsCE als Betriebssystem vorstellen wird, ist noch nicht bekannt.


 Leserbrief: Markt durch Dumping zerstört 

Heiko Ziegler schrieb uns folgenden Leserbrief zum Kommentar "Hoffen auf den Linux-Effekt?":

[...] Ich habe zwar auch gehört, daß der nächste Communicator in Java verfügbar sein soll (?), aber in den Infos (FAQs) von Netscape zum Quelltext steht, daß diese Quelltexte in C/C++ erscheinen. Weiter heißt es, daß an eine Veröffentlichung der Java-Version (falls eine solche überhaupt in absehbarer Zeit erscheinen sollte, siehe Deine Hinweisen zur Performance) nicht gedacht ist. Es ist also doch möglich, einen Communicator mit vernünftiger Performance zu erwarten.

Zu den Motiven von Netscape bezieht auch c't in ihrem aktuellen (3/98) Editorial Stellung: "Da jeder, der eine eigene Weiterentwicklung vertreibt, auch seinerseits den Quelltext für die Allgemeinheit zugänglich machen muß, beschränkt sich die Veröffentlichung einer neuen offiziellen Version des Navigators für Netscape darauf, die Sahnestücke aus dem herauszupicken, was andere entwickelt haben." - Warum auch nicht ?

Was mich persönlich erstaunt, ist, daß es (rechtlich) möglich ist, einen Markt durch Dumping zu zerstören. Denn durch Dumpingpreise ($0.00) hat MS eben den kompletten Browsermarkt zerstört. Kein Mensch wird mehr für einen Browser Geld ausgeben.
Das Ziel von MS, ungeliebte Konkurrenz von der Bildfläche zu fegen, ist absehbar und erfolgreich gewesen. So etwas läßt sich eigentlich nicht mit den Gesetzen der Marktwirtschaft vereinbaren. MS wird in Amerika aber nicht deswegen vor die Richter zitiert, sondern weil sie ihren (sowieso kostenlosen) Browser mit Rechner "zwangsbundeln". Was hat wohl größere Auswirkungen auf die "ungehinderte" Marktentwicklung?

Der Autor des Kommentars, Felix Grabmeyer, merkt an:
Ich bin gar nicht unglücklich darüber, daß Microsoft Netscape den Browser"markt" (oder besser das Browsermonopol) so versalzen hat: Denn Netscape waren es, die m.E. die ganze Kommerzialisierung angefangen haben; und solange der Marktanteil sicher bei 80% war, hat man sich dort auch um Standards usw. nicht viel geschert: "Der Standard sind wir".

Ich denke, wenn nicht das echte Microsoft dem "Microsoft des Internets" so eingeheizt hätte, wäre ein kostenloser WWW-Zugang heute kaum noch denkbar: Registrierung und Freischaltung des Browsers erfolgt (z.B. mittels einer gekauften Freischalt-ID) online, "Netscape enhanced"-Sites wären ohne den entsprechenden Client nicht zu betrachten.

Der (brutale, ich weiß) Verdrängungswettbewerb hat auch neue Technologien hervorgebracht und die Dynamik der Entwicklung des WWW erheblich beschleunigt: StyleSheets hätten ohne einen Mitbewerber keine Chance gehabt, wie auch HTML 3.0 sie nicht hatte.

Ich weine aus diesem Grund keine Krokodilstränen um Netscape. Ein wirklicher Public-Domain-Browser (sozusagen das Linux unter den Browsern) wäre mir weit sympatischer, als wenn die Firma Netscape weiterhin versucht, mit dem Produkt Geld zu verdienen.

Es stellt sich aber natürlich die Frage, da stimme ich Heiko vollkommen zu, ob es optimal ist, daß der einzige Netscape-Mitbewerber ausgerechnet Microsoft ist. Der Name klingt schon so ungut nach Monopol; warum hat nicht noch eine andere große Softwarefirma hier mitgemischt? Microsoft ist ja sehr chaotisch in den "browser war" gestartet; Novell und Oracle (das zeitweilig mit dem "Oracle Powerbrowser" sogar ein eigenes Pferd im Rennen hatte) hätten genauso in den Browsermarkt einsteigen können. (Dann würde ich die Bezeichnung "Markt" hier passender finden)

In der jetzigen Situation bleibt ein ungutes Gefühl: Der Kunde ist nur so lange König, wie sich zwei Möchtegern-Platzhirsche gleich stark gegenüberstehen.

Förderverein Bürgernetz Obertaufkirchen: Online Bürgernetz Magazin